Alle Jahre wieder...

Nein, nicht Weihnachten, sondern Ostern und die damit verbundene Wanderfahrt. Manchmal heiß, meistens kalt, mit fast schon mythisch angehauchten Steuerabschnitten, die Steuerneulingen auf der Strecke im Vorfeld schon den Schweiß auf die Stirn treiben.

Aber von Anfang an: Mittwochs wurde verladen. In diesem Jahr waren auch ein paar Ruderfreunde des DRV, inklusive Boot dabei. Donnerstagabends ging es dann mit diversen Verkehrsmitteln Richtung Wiesbaden. Ein Teil der Gruppe fuhr bereits mit dem Bully voraus, während der größere Teil mit dem Zug hinterher kam. Die Bordverpflegung im Zug war vorher schon strategisch geplant und logistisch perfekt durchgeführt worden, denn wir ahnten es: Der Weg zum Bordrestaurant wäre ja viel zu weit gewesen.  Nicht eingeplant war das mehr oder minder abrupte Ende unserer Bahnfahrt in Mainz. Eine Weiterfahrt nach Wiesbaden war nicht möglich, da im Zollhafen gerade eine Bombe aus dem zweiten Weltkrieg entschärft wurde. Der Nahverkehr war unterbrochen.  Früher wäre das alles ein wenig schwieriger gewesen, aber in der heutigen Zeit ist man durch Internet und DB Navigator-App informiert (das Bahnpersonal war es nicht) und so stand Rainer bereits vor Ort um uns abzuholen und zum Essen zu bringen. In Wiesbaden stoßen dann traditionell noch Jutta und Udo Fischer dazu und leisten uns für den Abend Gesellschaft.

Am nächsten Tag dann das übliche Tagesgeschäft: Boote abladen, aufriggern, schauen das nichts vergessen wird. Und dann ging es los. Das Wetter ist ja bei so einer Osterwanderfahrt auch immer so eine Sache, aber Petrus war uns hold und ließ uns bei Sonnenschein losrudern. Das blieb am Freitagvormittag dann auch im Wesentlichen so, weshalb sich einmal wieder bestätigte: Rudern macht nicht schön! Besonders wenn man keine Sonnencreme an strategisch wichtigen Punkten aufträgt (sehr zum Amüsement meiner Arbeitskollegen am Dienstag). Das berüchtigte „Binger Loch“ ging irgendwie an mir vorbei. Ich ruderte und habe es verpasst, trotz Niedrigwasser. Vielleicht im nächsten Jahr? Nach der Pause in Bacharach war ich allerdings mit steuern dran und die Loreley stand an. Mein erstes Mal. Ich war nervös. Holte mir vorher noch diverse Tipps von den „alten Hasen“ (ich würde Anke und Ulla sonst NIE als alt bezeichnen). Aber was passierte? Alles was man mir vorher gesagt hatte wurde über Bord geworfen. So von wegen „wen ein Talfahrer kommt, dann warten wir und rudern gegebenenfalls ein Stück zurück“.  Der Tipp selbst ist absolut empfehlenswert und ich würde jedem raten ihn sich auf alle Fälle zu Herzen zu nehmen. Aber aus mir immer noch nicht ganz klaren Gründen fuhr der Tross ca. 500 Meter von dem Talfahrer, der ein wenig schneller war als wir, durch die Loreley. Ich als Letzte, schnittiges Boot, flotte Mannschaft, fragende Blicke an den Obmann: „wirklich?“, mit halber Kraft um den anderen Booten nicht zu sehr auf die Pelle zu rücken falls man doch mal anhalten muss. In der Mitte der Loreley dann mal kurz an unserem Tross vorbeigefahren. Wir waren einfach schneller als der Rest, es war Platz und das Wasser war gut. Im Nachhinein muss ich sagen, alles nicht zu unterschätzen aber mit der entsprechend vorausschauenden, vernünftigen Steuerweise auch nicht das große Ding. Danach ging es an den Burgen des Mittelrheintals vorbei bis Boppard. Erste Übernachtung, die Bootshalle der Germania Boppard. Diese Bootshalle ist ja immer der Grund, warum wir Übernachtungsgepäck für eine Arktis-Expedition mit auf die Osterwanderfahrt nehmen. Es ist einfach richtig kalt. Erfreulicherweise hatten wir nachts nur knapp über Null Grad Außentemperatur, das ist einigermaßen moderat.

Früh ging es dann entsprechend weiter, allerdings hatte sich Petrus die Sache mit uns anscheinend nochmal überlegt. Kalt, Regen, Gegenwind. Vorbei an weiteren Burgen und Herrenhäusern des Mittelrheintals, dem ehemaligen Wohnsitz von Thomas Gottschalk in der Nähe von Lahnstein und dem deutschen Eck in Koblenz. Wegen der Wetterverhältnisse dann auch schweres Kippelwasser durch das Andernacher Loch. Den Geysir habe ich auch immer noch nicht vom Rhein aus gesehen. Zwischendrin noch die Mittagspause in Neuwied. Dort gibt es eine neue Gastronomie im Ruderclub. Leckeres Essen (Kim war nach seinem Schnitzel satt), flotte und freundliche Bedienung, vernünftige Preise, kurz: sehr zu empfehlen wenn man vor Ort eine Einkehr sucht. So ging es dahin bis Bad Honnef. Der Drachenfels schon von weitem zu sehen, vorbei an den Inseln Nonnenwerth und Grafenwerth. Der Landdienst empfing uns schon zuverlässig mit unserem verdienten Füchschen. Vor-Dusch-Bier, lecker! Da unser Stammlokal in Bad Honnef gegenüber einer Kirche liegt, nahmen auch Einige die Gelegenheit war, die Osternacht zu feiern. Im letzten Jahr war es Einer, in diesem Jahr schon vier. Im nächsten Jahr muss das Gotteslob mit ins Gepäck, wir sind zu spät für die Leihbücher, textsicher sind wir aber auch nicht immer, aber ohne mitsingen fehlt was. Anschließend kommen wir aber noch richtig, um die letzte halbe Stunde des Konzertabends der Jugendabteilung des Wassersportvereins Bad Honnef mit zu bekommen. Heavy Metal, zwei Bands, live. Das Publikum bunt gemischt. Danach geht es mit einem DJ weiter. Wir übernachten im frisch umgebauten Hantelraum nebenan. Aber die Dämmung ist überraschend gut. Als wir früh unserem sieben Sachen zusammenpacken ist im Clubraum schon sauber und fast alles aufgeräumt. Alle Achtung!

Am Sonntag gibt es ein extrem leckeres Osterfrühstück, dann die kurze Strecke nach Köln. Das Wetter wieder einigermaßen ok. Der Verlauf an den Königswinterner und Bonner Villen vorbei bis Köln fast schon unspektakulär. Wir bewundern die eine oder andere Architektur. Die Fahrtenleitung schafft es den strömenden Regen auf die Pause im Sürther Bootshaus zu verlegen, die kurzerhand verlängert wird. Danach geht es bei schönstem Wetter bis Köln 77.

Ostermontagmorgen, das Wetter ist rau. Es ist eigentlich ehr zum Davonlaufen. Temperaturen im niedrigen einstelligen Bereich. Regen. Wie war das: Das Wetter wird am Steg gemacht!  Wir hadern aber wir ringen uns durch und machen die Tour zu Ende. Also Boote ins Wasser und nichts wie weg. Aber halt, warum ist das Ruderkommando für die falsche Seite? Skulls wie gewohnt eingelegt, Anlegestelle aber auf der anderen Seite. Drei von vier Ruderer haben falsch eingelegt, alles erfahrene Leute. Klassisch! Viel Gelächter! Also, Skulls auf dem Wasser tauschen. Ulla steht auf dem Steg und fotografiert, Mist! Wie peinlich und auch noch fotodokumentarisch festgehalten. Noch mehr Gelächter! Aber dann ist wieder alles korrekt und es kann losgehen. Die Stimmung im Boot ist auf jeden Fall gleich viel besser. Es geht nach Hause. Kaum sind wir durch das Wasser am glockenläutenden Dom vorbei hört der Regen auf. Blauer Himmel ab Leverkusen. Das Thema mit der Sonnencreme hatten wir schon. Und heute hat sich doch wirklich nur noch Einer eingecremt, der Sonnenbrand ist schon vorprogrammiert, egal. Die Strecke ab Leverkusen nach Hause muss ich nun wirklich niemanden mehr beschreiben. Falls doch: am 1. Mai ist Anrudern und wir sind wieder dort unterwegs. Wer mag kann gerne mit!

Ein herzlicher Dank an die Fahrtenleitung Anke und Rainer für die wie immer perfekte Orga. Es war wie immer eine Freude mit Euch.


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