Ruder-Comeback mit anderen Zielen

Anton Willibald hat nach langer Pause das Rudern wieder für sich entdeckt. Und die Motivation, Ruder-Wettkämpfe zu bestreiten, ist 2018 wiedererweckt worden. Er nahm in dem Jahr an der Benefiz-Regatta „Düsseldorf am Ruder für Menschen mit Krebs“ teil. 2019 holte er dann mit seinem Team „The Rowing Sixties“ den sechsten Platz von 28 Booten in der Bootskategorie „Herren Beginner“ und hatte kurz darauf seine Premiere beim Rheinmarathon. Masters-Regatten im Rennboot werden mit Sicherheit folgen, denn seine Motivation für Sport und Herausforderungen sind groß.

Die alten Ruderzeiten

In Rotenburg an der Fulda wuchs Anton „Toni“ Willibald auf und erlernte dort an der Schule rudern. Er verbrachte viel Zeit am Bootshaus, lernte Freunde kennen und fand bald ein Team, mit dem er sich wenig später als Schulteam der Jacob-Grimm-Schule für den Bundesentscheid „Jugend trainiert für Olympia“ in Berlin als Vertreter des Landes Hessen qualifizierte. Dort gewann er im gesteuerten Gig-Doppelvierer 1983 Silber. „Das war das Highlight, das große Ziel“, sagt er stolz. Ein Jahr später, nach dem Abitur, ging es zur Bundeswehr. Es folgten 35 Jahre ohne Rudersport. Denn bald lebte er zwar in Düsseldorf, aber rudern auf dem großen, lebendigen Rhein, das konnte er sich nicht vorstellen.

Comeback mit anderen Zielen

Sein „Comeback“ startete der gebürtige Hesse als Ersatzmann im Boot der Stadt Düsseldorf im August 2018 bei der Benefiz-Regatta „Düsseldorf am Ruder für Menschen mit Krebs“, mit 54 Jahren. Kurz zuvor fand im Juli 2018 der Anfängerkurs für den Wiedereinstieg im Medienhafen statt, ein Jahr später folgte die erfolgreiche Teilnahme am Steuermannslehrgang und der erste Start beim Rheinmarathon in der Kategorie „Anfänger“ mit Markus Gabler, Margaret Hallay, Janina Schmitz und Steuerfrau Alexandra Balmert im gesteuerten Gig-Doppelvierer „Seeschwalbe“ in 2:52:08 Stunden. Seit letztem Jahr ist er auch in der Mastersgruppe von Trainer Günter Schroers aktiv, fuhr Einer, Doppelzweier oder -vierer. Im derzeitigen Lockdown fehlt ihm leider die Möglichkeit zu Rudern, denn er fühlt sich nicht sicher genug im Einer, da müssten die Temperaturen noch steigen. So bleibt ihm derzeit weiterhin das Ergometerrudern zuhause, mit Blick auf den Fernseher oder mit motivierender Musik, drei- bis viermal pro Woche.

Seit Mitte der 1990er Jahre ist zudem bei Hopper Cycling aktiv, einer Rennradgruppe aus Oberkassel. „Das ist eine colle Sache, es wird in verschiedenen Alters- bzw. Leistungsgruppen gefahren und es bringt immer viel Spaß! Natürlich ist das derzeit ebenso eingeschränkt nur zu zweit möglich.“ Auch privat verabredet er sich gerne oder fährt alleine seine Runden auf dem Rennrad oder Mountainbike.

„Ich versuche, das ganze Jahr etwas zu machen,“ sagt Toni Willibald. Vor allem beim Rudern sieht er einen großen Vorteil, auch als Ausgleich für die Arbeit bei der IT-Kooperation Rheinland, bei der bekanntermaßen keine Kilometerrekorde gemacht werden: „Rudern ist eine dynamische Bewegung. Man bekommt Beweglichkeit für den gesamten Körper, die einem bei der Arbeit verloren geht. Ich mache auch Sport, damit der Kopf frei wird.“

Wettkämpfe 2021

Die Pandemie bremst ihn nicht aus. Er nahm an den Deutschen Ruderergometer-Meisterschaften teil, die Mitte Februar online in den Wohnzimmern oder leeren Partyräumen stattfanden. Bei Toni Willibald war es der Gäste- und Bügelraum, der herhalten musste. Ein kleiner Laptop auf der Couch, das gebe sein Alter nicht mehr her, wie er selber lächelnd sagt. Also schloss er den Fernseher an und konnte somit die Informationen der Regattaleitung entspannt auf dem großen Bildschirm verfolgen. Ein Glas Wasser daneben, statt bruchsicherer Plastikflasche in großer Sporthalle. So einfach, wenn alles zuhause stattfindet. Aber so anders, weil das Wettkampf-Feeling natürlich fehlt.

„Dafür kann man sich wiederum perfekt auf sich konzentrieren. Und auf dem Ergometer kann man sich auch gut mit sich, seiner eigenen Leistung vergleichen“, so der Germane, der von den 13 Startern immerhin einen Gegner hinter sich lassen konnte und die 1000 m nach 3:48,5 Minuten beendete. „Ich bin sehr happy und stolz auf meine Leistung beim Online-Ergorennen. Ohne die 35 Jahre Ruderpause wäre noch mehr drin gewesen, dies sieht man an der leistungsstarken Konkurrenz der Masters E mit dem Durchschnittsalter von 55 Jahren. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt.“


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