Zum ersten Mal in der Barke

Rückblick auf die Altherren-Tour auf der Mosel

Da steht man also in Bernkastel vor dieser Barke, um zum ersten Mal in dieses Schlachtschiff einzusteigen. Auch nach mehr als 50 Jahren Clubmitgliedschaft zeigt sich für mich an dieser Stelle, es gibt immer noch etwas, was man im Club neu erleben kann. Wie ist diese Barke zu charakterisieren, zu deren Gewicht es keine präzisen Angaben gibt? Auf eine kurze Formel gebracht: breit, lang, schwer und langsam. So viel steht fest, wer in diesem Boot zu ruderischen Großtaten schreiten will, ist definitiv fehl am Platz. Aber - der Spaßfaktor und die Kommunikation, die durch die nebeneinander angeordneten Ruderplätze sehr gefördert werden, sind unübertroffen. Wenn dann, wie in unserem Fall, auch die Verpflegung in fester und flüssiger Form stimmt, steht dem Vergnügen nichts mehr im Weg.

Günter Schroers hatte für diese Fahrt die Mosel auserkoren. Und um zusätzliche Transporte zu vermeiden, ging es zunächst von Bernkastel aufwärts in Richtung Piesport zum Moselhaus. Am nächsten Tagen von dort in Richtung Leiwen und zurück und am dritten Rudertag wieder nach Bernkastel.

Die Mosel aufwärts zu rudern ist im allgemeinen kein Problem. Nur zu unserem Termin floss das Hochwasser ab und alle erprobten Mosel-Ruderer erlebten den Fluss vor allem im weiteren Umfeld der Schleuse mit einer bisher kaum bekannten Strömungsgeschwindigkeit. Da ging es mit der Barke stromauf naturgemäß nicht allzu flott voran. Zudem zeigte sich eine kleine Falle vor der Schleuse in Wintrich. Die Bootsschleuse war wegen des über das Wehr rauschenden Wassers geschlossen. Nur war das auf den ersten Blick nicht auszumachen und wir kämpften uns fast bis zur Einfahrt. Dort stand ein nur schwer zu durchfahrendes Kabbelwasser und letztlich auch der Hinweis zur Schließung. Also ging es zurück in die Großschleuse und das Problem war behoben.

Spürbare Erleichterung herrschte, als das Moselhaus in Sicht kam. Nach einem ersten Abendessen außerhalb genossen wir dann an den folgenden Tagen die Küche dort. Auf der Speisekarte standen der schon fast obligatorische Schwenkbraten mit diversen Zutaten, dann ein typisches und äußerst schmackhaftes Winzergericht aus Stampfkartoffeln und Sauerkraut mit Namen Teerdisch (Ruth nannte es „Tertich“) dazu Kasseler und Rotwurst und schließlich am letzten Abend nach einem leckeren Vorspeisenteller noch Ravioli. Da haben wir in „unserem“ Moselhaus nun ein neues Kapitel aufgeschlagen.

Für mich war diese Barkenfahrt ein rundum gelungenes Unternehmen. Kleine Eskapaden, so wurde mir berichtet und habe ich auch praktisch erfahren, gibt es dort immer mal wieder. Sei es, dass dieses Ruderungetüm nicht so leicht zu steuern ist, sei es, dass das Aufsuchen und Verlassen des Ruderplatzes schon einmal mit kleineren Schwankungen der Ruderer verbunden ist. Das Einsetzen und später auch das Aufladen klappten hervorragend. Alle hatten auf dieser Fahrt mächtig Spaß. Bei acht Ruderern saßen am Steuerplatz immer drei Ruderfreunde und versuchten den richtigen Kurs zu bestimmen. Fazit - und das ist bemerkenswert: das Durchschnittsalter der Teilnehmer lag bei knapp über 75 Jahren, wobei unser Goldmedaillengewinner Horst Effertz mit 86 Jahren der Älteste war.

Manfred Blasczyk


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