Besprechung nach dem Training. Eine von vielen Aufgaben des Trainerdaseins.

Leben auf und am Wasser

Einen großen Teil seines Lebens befindet sich Marc Stallberg auf dem Wasser oder auf Regatten am Wasser. Im Motorboot, vor ihm Ruderboote. Um ihn herum Schiffe, Natur, Kanuten, der Rheinturm und die Gehry-Bauten. Oder der Cheftrainer vom Ruderclub Germania Düsseldorf befindet sich am Ufer des Medienhafens, mit Motorbootschlüssel in der Hand, handwerklich am Boot, im Gespräch mit den Trainerkollegen oder den Athleten. Oder er ist fern der ruderischen Heimat in Deutschland und der Welt unterwegs. Seit vielen Jahren ist er Trainer, war bereits für den Deutschen Ruderverband international im Einsatz. Seit Ende letzten Jahres ist er Diplom-Trainer.

 

Praktische Prüfung im Düsseldorfer Hafen / Studienarbeit

„Marc hatte die Trainingseinheit für die praktische Prüfung im Hafen ausgearbeitet, nun ging es darum, wie er diese umsetzt“, so Ausbildungsleiter Ralf Müller. „Planen kannst du viel, aber situativ reagieren können muss man in dem Job. Man arbeitet schließlich im Freien und mit zahlreichen Sportlern verschiedenster Leistungsebenen.“ In der praktischen Prüfung war ein U17-/U19-Achter, teilweise mit Anfängern, auf dem Wasser, um sich auf die Regatta in Krefeld vorzubereiten. An dem Tag passte in der Mannschaft wenig zusammen, das geplante Programm hätte nicht funktioniert. „Somit musste Marc spontan vom Plan abweichen, ging einen Schritt zurück vom Aufbau der Inhalte. Es hat sehr gut auf die Situation reagiert“, lobte der Ausbilder. In der Studienarbeit ging es um die Kontrastmethode im Krafttraining und die Anwendbarkeit im U19-Nachwuchsbereich.

 

Ralf Müller, Ausbildungsleiter der Sportakademie Köln

Ralf Müller koordiniert für den Deutschen Ruderverband die sportartspezifische Ausbildung an der Trainerakademie und ist verantwortlich für die verschiedenen Prüfungen und Aufgaben. Marc Stallberg und seine beiden Rudertrainerkollegen Britta Oppelt und Heiner Schwarz hatten diverse Hausaufgaben zu erfüllen, Klausuren zu bestehen, zudem wurde neben der Studienarbeit auch die mündliche Prüfung sowie die praktische Prüfung gefordert. Eingesetzt wurden verschiedene Referenten an verschiedenen Orten. Ralf Müller erwähnt die Auswirkungen auf das Trainerdasein: „Es geht darum, dass die Trainer gestandener auf Problemstellungen reagieren können und selbstsicherer werden. Die Entwicklung habe ich bei Marc deutlich wahrgenommen.“ Er schätzte seine Trainerfähigkeiten schon vor der Diplom-Ausbildung, kannte ihn bereits aus der Ausbildung zum A-Trainer und von diversen Regatten. „Er kann gut mit Kritik umgehen, er will sie auch hören.“ Zudem sieht er Marc Stallberg als einen privat und beruflich gefestigten Menschen: „Das zeugt von einem großen Willen, das alles so durchzuziehen.“

 

Kathrin Schmack (1. Vorsitzende und ehemalige Leistungssportvorsitzende)

 „Die konstruktive und enge Zusammenarbeit mit Marc hat sehr gut funktioniert hat mir großen Spaß gebracht“, so Kathrin Schmack, die sieben Jahre Leistungssportvorsitzende war. Das gegenseitige Vertrauen war in den drei Jahren wertvoll, der Trainingsbetrieb ist super gelaufen trotz der häufigen Abwesenheit vom Cheftrainer. Als 1. Vorsitzende ist der direkte Kontakt heute zwar weniger, aber der Leistungssport wird ihr weiter sehr am Herzen liegen. „Wir wollen kontinuierlich und langfristig weiterkommen, da steht mir der neue Leistungssportvorsitzende Norbert Richter zur Seite.“

Kathrin Schmack freut sich über Marc Stallbergs erfolgreichen Diplom-Abschluss: „Marc bringt dank seiner umfangreichen Ausbildung neue Impulse, neue Erkenntnisse der Trainingswissenschaft in den Verein.“ Das Engagement seitens des Vereins war groß, die Diplom-Ausbildung zu ermöglichen, „das beruhte aber absolut auf Gegenseitigkeit. Toll, dass Marc diese Top-Ausbildung mit großem Erfolg abschließen konnte. Hauptberufliche Stellen für Trainer gibt es auch nicht viele, schön dass zusätzlich zu Marc anderthalb weitere Stellen besetzen werden können.“

 

Die umfangreichen Aufgaben des Trainers

Es geht schließlich als Trainer nicht nur darum, auf dem Wasser den Sportlern Unterstützung zu geben. Das gesamte Arbeitsumfeld des Trainers ist enorm umfangreich und mit üblichen Arbeitsstunden eher nicht zu bewältigen. Die Aufgaben am Bootshaus sind vielfältig: Sind alle Boote und weiteren Materialien einsatzbereit, der Tank voll, welche Teampaarungen finden sich in welchen Booten zusammen, ist irgendwo die Bootstechnik zu korrigieren, welche Trainingsinhalte stehen auf dem Programm uvm. Die Arbeit im Clubhaus und im Büro sind ebenso wichtig: Hier wird das Landtraining ausgeübt, Ruderergometer, weiteres Ausdauertraining, Krafttraining usw. Im Büro ist der Blick auf die Planung von Trainingslagern gerichtet, auf Regatten mit der Planung der An- und Abreise, des Bootstransports und der Unterkunft vor Ort. Weitere Trainingstest müssen geplant werden, die üblichen Büroarbeiten und Dienstbesprechungen tun ihr übriges dazu. Auch hält er selbstverständlich Kontakt zu den Germanen am Bundesstützpunkt Dortmund, zudem liegt der Fokus auch auf der Vernetzung mit den weiteren Vereinen vom Landesleistungsstützpunkt Rheinland-Nord.

„Wie einem am Ende des Jahres die Saison in den Knochen steckt, merkt man erst gar nicht“, so Marc Stallberg, der dennoch immer mit Freude und großem Einsatz dabei ist. Silvester hat Marc Stallberg erstmals nach 25 Jahren wieder im privaten Kreis verbracht. Zusammen mit Frau Katrin war er statt im Trainingslager im verdienten Urlaub.

 

Rudertechnik: Von wegen Blatt rein, ziehen, Blatt wieder raus

Kaum legt beim Training das Motorboot vom Steg ab, schaut Marc Stallberg auf die Ruderer, die Ruderblätter, den Bootslauf. Er findet sofort die richtigen Worte, mal fordernd, mal motivierend: „Halte den Kontakt zur Dolle“, „lasse die Arme lang, baue Körperspannung auf, hinten bleibe stabil sitzen!“ Er gibt Aufgaben, tauscht sich bei der Wende mit den Sportlern aus, ist voller Konzentration auf das Wesentliche. „Hebeln und unten lassen…“, „nimm die Außenschulter mit“, sind weitere der vielen Hinweise und Anmerkungen.

 

Bisherige Erfolge – und Aussichten auf die kommenden Jahre

Als Sportler beendete Marc Stallberg die Karriere früh, zumal die Voraussetzungen nicht optimal waren. Die Vorstellung als Trainer aktiv zu werden war längst gegeben, da sich im Heimatverein kein Kindertrainer finden konnte. „Als Trainer fing ich von Null an, ruderte im Boot mit. Ich habe der Mülheimer Ruder-Gesellschaft viel zu verdanken.“ Bald ging er zum Crefelder Ruderclub. 2007 wurde er wiederum in Mülheim mit Anfang 20 Cheftrainer der dortigen Rennrudergemeinschaft. 2012 mit 28 Jahren zeigte sich der Wunsch, eine Vollzeitstelle als Trainer zu haben, dort war es nicht möglich. So kam ein Jahr später die Verbindung zum Ruderclub Germania Düsseldorf zustande.

2017 schließlich gewann sein Schützling Leonie Menzel mit ihrem Doppelviererteam die Silbermedaille bei den U19-Weltmeisterschaften, zudem im selben Jahr mit ihrer Doppelzweierpartnerin Tabea Kuhnert (Magdeburg) die Goldmedaille bei den U19-Europameisterschaften. 2018 kamen weitere Erfolge hinzu. Leonie Menzel gewann Silber bei den U23-Weltmeisterschaften im Doppelzweier, zudem gewannen seine Sportler zahlreiche Gold-, Silber- und Bronzemedaillen bei den Deutschen Jahrgangmeisterschaften (U17, U19, U23). „Das letzte Jahr war so toll, da kann ich kaum erwarten, dass die neue Saison beginnt.“

Nachdem Marc bereits mehrfach Mannschaften des Deutschen Ruderverbandes international betreut hat und auch diverse Deutsche U17-/U19- und U23-Meistertitel und -Medaillen mit seinen Sportlern erringen konnte, sind das erklärte Ziel weitere internationale Medaillen. 

Fotostrecke Trainingseinheit (Fotos: RCGD)


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