Sven ist zurück

Waal, Boven Merwede, Beneden Merwede, Noord und Niewe Maas immer hart am Kribbenkopf vorbei.

Nach dem Ruhetag lagen am Montagmorgen die letzten 262 Kilometer bis Rotterdam vor mir. Die Etappen bis dahin: Duisburg-Homberg, Rees, Nijmegen, Herwijnen, Dordrecht, Rotterdam. Die Schiffe wurden größer, der Rhein breiter, die Wellen höher. In Rees übernachtete ich in einem frisch renovierten Ruderclub, allerdings liegt in der Bootshalle (noch) kein Boot. Man hatte vor geraumer Zeit das Rudern auf dem Rhein aufgegeben, zu wildes Gewässer, aus Haftungsgründen und Nachwuchsprobleme. Sie rudern jetzt schon seit langem auf dem Reeser Meer, ein Teil des Clubs möchte aber wieder zum Rhein zurück, deshalb die Renovierung.

Ab der niederländischen Grenze nahm der Schiffsverkehr kräftig zu.

Auf dem Waal bestand Rechtsfahrgebot und ließ wenig Platz für einen Einerruderer. Also blieb mir nichts anderes übrig, als immer hart an den Kribbenköpfen entlang zu rudern. Zum ersten Mal wurden Abdeckungen und die Elektropumpe nötig. Dass die Wasserpolizei dort gut aufpasst, zeigte sich, als ich doch mal, trotz Verbots, auf der linken Seite ruderte. Plötzlich tauchte ein Polizeiboot auf und ich wurde von den freundlichen Polizisten gebeten, wieder die rechte Flussseite zu nutzen. Das Beste daran war, dass sie mich zur anderen Seite begleiteten, weil sie aufpassen wollten, dass ich einen freien Weg habe.

Und Milo? Der schlief über lange Strecken und setzte sich nur noch bei starkem Wellengang auf. Er war zu einem coolen Bootshund geworden, den nichts so leicht erschüttert.

Der Campingplatz in Herwijnen entpuppte sich als echter Tipp für Storchenfans. Dort gab es bestimmt ein gutes Dutzend Storchennester.

Da der Ruderclub in Dordrecht leider keine Übernachtungsmöglichkeit anbietet, musste ich weiter zu einem Campingplatz, der an dem Fluss Wantij liegt. Zu dem Zeitpunkt war ich wirklich am Ende meiner Kräfte. Google Earth zeigte später, dass es nur 3,6 Kilometer zusätzlich waren, gefühlt waren 10 Kilometer zusätzlich.

Um das ablaufende Wasser der Tiede nutzen zu können, ging ich am letzten Tag der 29-tägigen Reise, mit insgesamt vier Ruhetagen, früher auf das Wasser, als sonst.

Die letzten 25 Kilometer bis Rotterdam lieferten nochmal alles, was einem Ruderer das Leben schwer macht: Flusskreuzungen, groß wie Fußballfelder, Schlepper, die mannshohe Wellen produzieren und jede Menge Wasserbusse. Diese sind dort so oft vertreten, weil auf den Flussabschnitten Beneden Merwede, Noord und Nieuwe Maas ein dichtes Netz von Wasserbuslinien die flussnahen Stadtteile verbindet. Diese Wasserbusse sind pfeilschnelle Katamarane, auf die man höllisch aufpassen muss.

Trotzdem, die letzten 7 Kilometer bis zum Ruderclub Nautilus bescherten mir ein unglaubliches Glücksgefühl. Um 13 Uhr war es geschafft, 1000 Kilometer lagen hinter mir.

Fazit:

Der Rhein wechselt mehrfach den Namen:

Alpenrhein, Hochrhein, Oberrhein, Restrhein, Inselrhein, Mittelrhein, Niederrhein, Waal, Boven Merwede, Beneden Merwede, Noord und Nieuwe Mass.

So vielfältig wie die Namen, sind auch die Landschaften, durch die er fließt.

Mal mäandert er im sogenannten Inselrhein durch Seitenarme, die sich zu wunderschönen Auen verändern, mal fließt er im Mittelrhein durch enge Mittelgebirgstäler. Als Niederrhein wird er zum breiten Strom mit dem europaweit größten Frachtschiffsaufkommen, um sich in den Niederlanden Richtung Nordsee in viele Flussläufe aufzuteilen.

Die Unterschiedlichkeit der Landschaften hat mich oft fasziniert. Die zu überwindenden Hindernisse haben mir aufgezeigt, dass nicht alles planbar ist. Meine Rudertour hat mich einige Male an meine Grenzen gebracht. Und sie hat meine Verbundenheit zu diesem Fluss, die ich schon immer hatte, verstärkt.

Das Boot hat die Tour ohne nennenswerte Schäden überstanden. Es musste kein Leck abgedichtet, kein Ausleger oder sonst irgendetwas repariert werden.

Milo geht es gut. Er hat etwas abgenommen, weil die Morgenmahlzeit ausfiel, was aber nur daran liegt, dass er nie etwas frisst, wenn er weiß, dass es gleich irgendwohin geht. Und er hat „seinen Job“, auf mich und das Boot aufzupassen, richtig gut gemacht.

Und schwimmendes Federvieh? Da steht er jetzt völlig drüber.


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