Viel Leberkäs in Marktheidenfeld

 

Was soll man schon von einer der vielen Wanderfahrten des Vereins schreiben, die so im Laufe des Jahres auf deutschen und internationalen Gewässern über die Bühne gehen?

Aber wie alle ist auch diese Fahrt anders als die anderen, so wie jeder Mensch anders ist als der andere.

Und das wiederum trifft ganz besonders auf diese Truppe „alter Herren“ zu, die sich nach zwei langen Pandemie-Jahren endlich wieder zusammengefunden haben.

Nach zwei kurzfristigen Absagen waren wir nur noch zehn, zwei 80+, zwei kurz vor dieser Schwelle und sechs 60+.

Wir fuhren - ohne vorherige Erkundungen vor Ort - vom Quartier in Marktheidenfeld mit Bulli und Hänger den Main flussauf und im Boot flussab, zweiter Tag flussab, und am Schlusstag wieder flussauf.

Wir hatten einen, der hier geboren wurde und uns nicht nur viele gute Ratschläge gab, sondern auch alle zu einem Mittagessen im Grünen einlud. Denn erst vor ein paar Tagen hatte er diese Geburt mit einer Schnapszahl 77 gefeiert. Aus diesem Mittagessen wurde aufgrund der Unmengen an Leberkäs, hausgemacht, ein dreifaches. Trotzdem nahm er noch eine Menge wieder mit nach Hause.

Zurück zu den so verschiedenen Individuen im Großvater-Alter: Einen habe ich ja schon erwähnt. Nur wegen seiner ungewöhnlichen Sonnenbrille mit kreisrunden dunklen Gläsern machte er den Eindruck eines Spions oder eines Gesellen mit unrechten Absichten. Und solche Leute reden nicht viel – er eigentlich auch nicht - aber wenn es denn sein muss, kann er sich in Diskussionen richtig verbeißen.

Meine Favoriten waren die beiden 80+, alte Bootskameraden aus der „Döres“-Erfolgsgeschichte. Ihre lebhaften Dialoge waren für mich der rote Faden beim Thema Geselligkeit. Wollte man die Dialoge drucken, könnte man glauben, dass die beiden sehr wenig voneinander halten, was aber genau nicht so ist. Das ging so beim Riemenschwingen, beim Steuern, beim Ein- und Aussteigen, und natürlich bei allen Gelegenheiten, bei denen wir an einem Tisch saßen.

Aber mein Grund dafür, aus 2.000 km anzureisen, sind auch die weiteren Kameraden (natürlich auch diejenigen, die absagen mussten), die egal in welche Sitzordnung die Fahrt zum Erlebnis machten. Da war einer der nur etwas sagte, wenn er gefragt wurde, und er wurde gefragt! Einer, der nicht nur ständig was zu erzählen hatte, sondern auch der heimliche Assistent des „Fahrtenleiters“ war. Ich habe den Eindruck, es gibt keine zum Rudern geeignete Wasserfläche in Zentraleuropa, auf der er sich nicht schon eingebracht hat. Jedenfalls wurden wir mit unzähligen Anekdoten und Einzelheiten versorgt, damit keine Langeweile aufkommen konnte.

Dann waren da zwei, die wiederholt Eindrücke aus Afrika und Spanien zum Besten gaben. Ich hoffe ich bin niemandem mit Zuviel aus Spanien auf die Nerven gegangen. Der eine, der in Sachen Wanderfahrten als Experte zu bezeichnen ist, aber aus welchen Gründen auch immer, nicht den Fahrtenleiter mimen will. Der andere eher dem Wettkampfrudern zugetan, der aber in seinen Auslandseinsätzen intensiv für den Breitensport geworben hat.

Von allen geschätzt: Ein „Rechtsverdreher“, stets zu einem Scherz aufgelegt und Motor für die Geselligkeit in einer solchen Truppe. Geselligkeit bedeutet auch einen guten Sinn für Trinkbares zu haben. Sein sehr spezielles Mitbringsel, ein Topfkuchen mit Schmackes ist sicher nicht der erste Grund dafür, dass man seine Teilnahme an der Fahrt schätzt.

Der gefühlt Jüngste von allen hat die meisten Kilometer im Bulli gefahren. Ich kenne ihn als Pragmatiker und - wie auch den Fahrtenleiter – als Praktiker in jeder Lage, welches technisches Problem auch immer sich uns in den Weg stellt. Erst seit dieser Fahrt habe ich ihn näher kennen und schätzen gelernt. In früheren Jahren hatten wir nie in einem Boot gesessen.

So verhält es sich auch mit dem „Barkenarzt“, der erst sehr spät zu dieser Truppe hinzugestossen ist. Er hat es eher mit kranken Kindern zu tun, aber man sagt ja, dass alternde Männer wieder zu Verhaltensmustern ihrer Kindheit zurückkehren. Bei diesen alten Herren scheint mir allerdings, dass das noch bei keinem erkennbar ist.

Ich hoffe, es fällt auf: Kein Wort über gesundheitliche Probleme! Da könnte man viel erzählen, aber in meiner Wahrnehmung war das kaum ein Thema in unserer lebhaften Kommunikation. Wenn ich etwas erfahren habe, dann nur im persönlichen Gespräch.

Und: Alle wollen und können rudern, - immer noch!

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