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Ireland – the green, wild, wet and windy island
Schon im vergangenen Jahr stand fest, die diesjährige Sommerwanderfahrt wird uns nach Irland führen. Dank der Hilfe von Hermann, der uns mit seiner großen Irland Expertise zur Seite stand sowie intensiver Recherche im World Wide Web, steigen wir Mitte Juli gut vorbereitet in den Sprinter mit Bootsanhänger Richtung Dunkirchen (Frankreich). Die von dort angebotene Fährverbindung direkt nach Rosslare (Irland) erspart eine mühselige, Visa-pflichtige Durchreise durch England.
24 Stunden Überfahrt, zahlreiche Mahlzeiten, annehmbare Kojen in den Kabinen und ein Sonnendeck zum Schauen und Entspannen, das Urlaubs-Feeling lässt nicht lange auf sich warten. Ausgeruht in Irland angekommen, machen wir uns auf nach Bagenalstown, um in Mattys Pub für die erste Woche Quartier zu beziehen. Als Ruderrevier haben wir den Barrow River gewählt, der uns in den folgenden Tagen von Athy bis nach St. Mullins bringen wird.
Ein detaillierter Flussführer hat uns auf die größten Herausforderungen vorbereitet, mit zwei handgefertigten Kurbeln zum Öffnen der unzähligen Schleusen bewaffnet und großer Vorfreude auf das neue Gewässer geht es nach Athy. Im strömenden Regen sind die Boote schnell geriggert und zu Wasser gelassen. Die erste Schleuse folgt nach 2000 Metern, davor noch eine sogenannte Lifting Bridge, die runtergelassen ist – na klar doch, die Autos müssen fahren können - nur wir passen leider nicht unten durch. Also wird die Brücke von uns ein Stück hochgeschoben, pflück drunter weg gerudert und Kathrin bekommt die ehrenvolle Aufgabe, die Brücke wieder runter zu lassen. Noch heute habe ich das Bild vor Augen, wie Kathrin an der Brücke hängt, ruckelt, drückt und zerrt, doch die Brücke bewegt sich kein Stück. Kurz gesagt, nur gemeinsam sind wir stark genug, um diese Brücke wieder für den Autoverkehr befahrbar zu machen.
Die nächste Herausforderung wartet 300 Meter weiter, nennt sich Ardreigh Lock, hier ist nicht nur Schleusenkenntnis gefragt, auch enorme Muskelkraft zum Bewegen der selten benutzten Schotts ist dringend von Nöten. Eine Stunde ist vergangen, 2300 Ruder-Meter liegen hinter uns, die kommenden 18 km mit weiteren 4 Schleusen lassen erahnen, es wird ein langer Rudertag. Auch wenn der auffrischende Wind uns einige unfreiwillige Begegnungen mit dem örtlichen Schilf beschert, besonders dann, wenn ein aufgebrachter Schwan im Anflug ist, so zeigt sich der Barrow River als ein beschaulicher Fluss, der sich durch die, in allen Grüntönen gefärbte, irische Landschaft windet. Hin und wieder begegnen uns am Ufer Spaziergänger, die uns im Vorbeiziehen allerlei nette Worte und Komplimente zurufen. Ja, es ist Abend, als wir unsere Boote am Ruderclub von Carlow festmachen, doch wir freuen uns auf jede weitere Etappe, die noch vor uns liegt.
Am nächsten Morgen zurück an den Booten, treffen wir auf einen regen Ruderbetrieb des Carlower Rudervereins. Schnell sind wir im regen Austausch, unser Klinker-Dreier wird intensiv begutachtet und man gratuliert uns zu unseren schönen Booten. Auch wird gleich gefragt, ob wir noch irgendetwas benötigen oder bei was auch immer Hilfe brauchen. Irische Gastfreundschaft wird sehr groß geschrieben, davon können wir einiges lernen. Unsere heutige Ruderetappe mit 18 Kilometern, 4 Schleusen und irischem Wetter- ein ständiger Wechsel aus Sonne, Wolken und Regenschauern - bringt uns bis nach Bagenalstown. Jetzt haben die Boote einen Tag Pause, denn am nächsten Tag steht Dublin auf dem Programm. Mit dem Zug dauert es eine gute Stunde bis ins Herzen der Stadt und das wollen wir uns nicht entgehen lassen.
„Willkommen in Dublin – der Stadt, die so lauschig ist wie ein Dorf und so freundlich wie ein typisch irisches Pub. Dublin ist eine unheimlich gesellige Stadt voller Kultur, Kreativität und natürlich „craic“ (Spaß).“ So wird die Stadt offiziell beschrieben und so erleben wir sie auch, eine bunte, quirlige, freundliche Stadt, die sich gut zu Fuß erkunden lässt und die so gar nicht an Hauptstädte anderer europäischer Länder erinnert.
Doch zurück auf den Barrow River, die zwei weiteren Etappen – Bagenalstown bis Borris und Borris bis St. Mullins – stehen ganz im Zeichen der Schleusen, täglich sind 8-mal Schleusentore zu öffnen, Schotts auf und wieder zu zu kurbeln, dazwischen kaum mehr als 2 – 3 Kilometer rudernd zurückzulegen, so dass am Abend die Muskeln mehr vom Schleusen denn vom Rudern schmerzen. Und dennoch bleibt, in St. Mullins angekommen, der Barrow River für uns rückblickend ein wunderbarer Fluss, der uns eine unvergessliche Ruderwoche beschert hat.
Jetzt aber heißt es Boote verladen, Sachen zusammenpacken und unser nächstes Quartier in Fermoy ansteuern, wo uns unsere „irische Familie“ erwartet. Auf dem Weg dorthin hat Mikel eine besondere Unterbrechung für uns organisiert. Er hat unsere Teilnahme an der jährlichen Regatta von Cappoquin angekündigt und sie so zu einer internationalen Regatta werden lassen. Für uns bedeutet es, an diesem Tag unsere geliebten Wander-Ruderboote gegen Rennboote des Fermoy Rowing Clubs zu tauschen und einen 800 Meter Sprint auf dem Blackwater durchzustehen.
Zunächst gehen unsere Herren – René und Johannes – in einer Renngemeinschaft mit zwei jungen Fermoy Ruderern an den Start. Das Rennen steht ganz im Zeichen eines Sturzregens, der schon am Start das Boot in eine Badewanne verwandelt. Doch ungeschlagen – mangels gegnerischer Boote – überqueren sie sicher die Ziellinie. Unser Germania Damen Vierer kann bei strahlender Sonne auf die Rennstrecke gehen und kommt elegant als drittes Boot (von Dreien) in der offenen Klasse, trotz der ungebrochenen Anfeuerung durch unseren jungen, irischen Steuermann, ins Ziel. Ja, wie heißt es so schön, dabei sein ist alles. Am Abend, der ganz vom Hurling-Fieber bestimmt ist, denn Cork spielt im Finale gegen Tipperary und Cork verliert zum Leid und Ärger aller Fermoyer, gibt es in der Avondhu Bar (Fermoy) ein freudiges Wiedersehn mit unseren altbekannten Ruderfreunden und dem ein oder anderen Pint Guinness.
Schon am nächsten Morgen treffen wir Mikel wieder, zum Frühstück und zur Planung der kommenden Woche und danach steht fest, Langeweile wird es nicht geben, denn unser Zeitplan ist eng getaktet.
Rudertechnisch wird es am nächsten Tag eine Etappe auf dem Blackwater von Cappoquin Richtung Youghal geben, am Tag darauf steht die Teilnahme am Masters-Training des Fermoy Rowing Clubs auf dem Plan und besonders spannend wird eine Tagestour auf dem River Lee, zunächst durch Cork und dann weiter bis Monkstown, bei der Mikel mit uns rudern wird.
Sightseeingtechnisch steht auf dem Plan, ein Spaziergang durch die City von Cork mit dem Englischen Markt, eine telefonisch gebuchte Hafenrundfahrt mit Cork Habour Cruise und in die „Ferne schauen“ am Aussichtspunkt „The Vee“.
Gesellschaftstechnisch, also Premiumzeiten mit unserer „irischen Familie“, die füllen schnell die letzten freien Minuten unseres Wochenplans, angefangen vom Kaffee trinken in Kilworth, über einen Spontanbesuch bei Mutter Donnellan zu Hause, dem Zuschauen beim Ladys-Football-Training, dem späten Frühstück in Mikels Haus bis hin zu allabendlichen Treffen im örtlichen Pub.
Den Höhepunkt der Woche aber markiert das große Abschluss Essen im Bella Café und anschließender Party im Pub mit Live-Band und Tanz bis in den frühen Morgen, genauso, wie wir es von Marathon kennen und lieben.
Schnell ist die Woche in Fermoy verflogen und schon heißt es wieder Boote verlanden, Sachen zusammenpacken, Abschied nehmen und ab zur Fähre nach Rosslare.
Doch immer kommt es anders als man denkt. Auf dem Weg zur Fähre ereilt uns die telefonische Mitteilung, dass unsere Überfahrt wegen eines Maschinenschadens an der Fähre gecancelt ist und keine alternative Rückkehrmöglichkeit durch unseren Fähranbieter in den nächsten Tagen zur Verfügung steht. Nach harter Verhandlung mit der Fährgesellschaft wird uns eine Überfahrt zwei Tage später angeboten, die wir zähneknirschend annehmen, mangels anderer Alternativen. Doch nun heißt es eine Unterkunft für zwei Nächte und 8 Personen zu finden, und das in der Hochsaison. Wir haben Glück, auf einer Golfanlage in der Nähe ist ein Haus frei, dass wir kurzfristig mieten können. So nutzen wir unsere unfreiwillige Verlängerung zu einem Ausflug an die Steilküste und einen Stadtbummel durch Waterford.
Zwei Tage später kehren wir dann zurück nach Düsseldorf, wohlbehalten und mit vielen neuen Geschichten, Eindrücken und Erlebnissen im Gepäck. Glaubt mir, Irland ist eine Reise wert!
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